Dienstag, 2. Dezember 2008


Fuer einen Nicht-Englaender komisch anmutend haben Glueckwunschkarten hier eine enorme Bedeutung:
Anzahl der Karten = Grad der Beliebtheit
Groesse der Karten = Groesse der Zuneigung

Es gibt nicht nur eigene Geschaefte sondern ganze Ketten, die sich auf Glueckwunschkarten spezialisiert haben.

Auch das Schreiben selbst wird einem einfach gemacht. Fuer besonders Faule ist schon auf den Karten aufgedruckt, fuer wen sie sein sollen:
die Varianten sind zahlreich von
"fuer Papa/Mama/Bruder/Schwester/Schwager" bis "Verlobter/Freund/besonderer Freund/Grossvater und -mutter/Enkel" usw.
Der Anlass steht natuerlich auch schon auf der Karte, und Anlaesse gibt es zur Genuege. Jan muss im Buero ca. zwei Mal pro Woche eine Karte unterschreiben.
Man gratuliert zum Kommen und Gehen, Geburtstag, Verlobung, Hochzeit, Valentinstag und vermutlich auch zu Halloween, Thanksgiving und Bank Holiday.

Damit die Karten beim Empfaenger dann gebuehrend ausgestellt werden koennen, werden eigene Glueckwunschkartenhalter zum Verkauf angeboten.
Ganz stolze Besitzer geben sich damit nicht zufrieden und haben einen Kaminsims zum Auf-/Ausstellen.
Ob auch ein Kamin vorhanden ist, tut nichts zur Sache, schliesslich kann man sich Kaminsimse im Baumarkt kaufen und einfach so an der Wand montieren.




Freitag, 21. November 2008
Wer des Naechtens ganz angestrengt nach Westen blickt, der kann es sehen , das helle, unwiderstehliche Licht. So verspricht es zumindest die Werbung - London hat ein neues Einkaufszentrum, angeblich das groesste innerstaedtische Europas.

Oesterreicher koennten mit dem Erblicken ein paar Probleme haben, weil je nach Standort SCS, Pluscity oder Europark mindestens so hell strahlen.

Wir haben uns letzte Woche aufgemacht, um die neue Einkaufslage zu sondieren. Und wir muessen zugeben - nicht schlecht fuer London. Als alte Einkaufszentren-Hasen hat uns die Groesse nicht unbedingt umgeworfen. Der Gedanke an Weihnachtseinkaeufe im Trockenen hat aber etwas...

Leider mussten wir aber feststellen, dass uns zumindest ein Teil des Einkaufszentrums absolut nicht als Zielgruppe sieht. Hugo Boss, Dior und Konsorten sind nicht ganz unsere Liga, und damit hat der Credit Crunch wenig zu tun.

Was uns sonst aufgefallen ist:

- Wer kennt UGG's, diese wahnsinnig modernen und irrsinnig ausgelatscht aussehenden, teuren Stiefel?
Nicht nur, dass sich unzaehlige Kaeufer finden, in den UGG's-Shop darf fuer ein ungetruebtes Einkaufsvergnuegen nur eine begrenzte Anzahl von Personen. Und nicht anders zu erwarten, die willigen Shopper formen sich sofort zu einer Warteschlange.

- Nach einkaeuflicher Verausgabung wollen wir uns noch mit einem Kaffee staerken, was gar nicht so einfach ist. Die altenglischen Kaffeehaeuser (Starbucks) sind noch geschlossen. Ueberall sonst gibt es zu wenig Platz zum Sitzen.

- Niederlassen kann man sich auch auf einer der Wohnzimmer-artig angeordneten Sofa-Inseln. Insel deswegen, weil die Sofas auf einem flauschig kuscheligem Wohnzimmerteppich beisammen stehen. Nun ja, man braucht nicht dem CSI anzugehoeren, um auf den ersten Blick zu sehen, dass sich hier alle moeglichen Abfaelle und Ueberreste auch gerne einkuscheln.

- Und schlussendlich - wir vermissen Saturn und Mediamarkt. Englaender, wo kauft ihr eure Elektrogeraete? Offensichtlich muss man sich hier um das Greisler-Sterben keine Sorgen machen.

Nichts desto trotz opfern wir uns natuerlich gerne fuer eine detaillierte Shopanalyse, falls sich zahlungskraeftige Sponsoren finden.




Mittwoch, 29. Oktober 2008
Wir hatten gestern den ersten Schnee.
Was meint Oesterreich dazu?
Bitte um Feedback!





Montag, 13. Oktober 2008
Es ist Zeit, dass wir uns einmal ausgiebigst ueber das englische Wetter beklagen. Das duerfte uns aus zwei Gruenden auch ueberhaupt nicht schwer fallen.
Erstens sind wir Oesterreicher und haben das Raunzen sozusagen im Blut (Jan sogar mit spezieller 3jaehriger Wien-Erfahrung).
Zweitens wollen wir ja auch ein bisschen so sein wie die echten Englaender (auch wenn wir keine kennen und nur geruechteweise wissen, wie die so sind), und echte Englaender koennen sich stundenlang ueber das Wetter unterhalten.

Englische Wetterregeln:

1. Das Wetter bleibt nie laenger als drei Tage gleich.
Mit "gleich bleiben" ist dabei gemeint, dass eine gewisse Basistemperatur erhalten bleibt, mehr aber nicht. Regen, Wolken und Sonne wechseln innerhalb eines Tages im etwa dreistuendigen Rhytmus.
Was haben wir daraus gelernt: Der Regenschirm ist dein staendiger Begleiter.

2. Das richtige Sommerwetter kommt im Herbst.
Fruehestens im August ist mit laengeren Schoenwetterperioden zu rechnen, die Sonne zeigt sich dann ausnahmsweise auch manchmal ohne Wind. Der Oktober war (subjektiv wahrgenommen) bis jetzt schon sonniger als Juni bis August zusammen. In diesem Sinne sollte man vielleicht die Schuh-Wahl der Englaenderinnen ein bisschen verteidigen: Wieso mit Sandalen auf den Sommer und mit Stiefeln auf den Winter warten, wenn man taeglich sowieso mindestens fuenfmal die Chance hat, dass die Schuhe doch zum Wetter passen.

3. Wenn das Wetter schoen ist, ist die Sicht schlecht.
Ob das jetzt mit dem etwaigen Smog zu tun hat, der ueber der Stadt haengt, wollen wir auch gar nicht so genau wissen. Tatsache ist nur - willst du eine schoene Aussicht, dann hoffe auf Bewoelkung.

4. Am Wochenende ist das Wetter immer schlechter als waehrend der Woche. Hier konnten wir noch nicht ueberpruefen, ob es sich um eine spezifisch englische Wetterregel handelt. Auf jeden Fall laesst sie sich hier jedes Wochenende wieder bestaetigen.

5. Bei Regen ist es waermer als bei Sonnenschein - klingt verrueckt, ist aber so. Da der englische Wettergott bei Sonne anscheinend sofort in Panik verfaellt, es koennte zu warm werden, gibt es bei Sonnenschein immer auch viel Wind. Bei Regen ist das Wetter an sich schon ekelhaft genug, also schenkt er sich den zusaetzlichen Wind.

Es braucht wohl nicht erwaehnt zu werden, dass waehrend des Schreibens dieses Artikels das Wetter von Sonne zu Regen und Bewoelkung und wieder zurueck zu Sonne gewechselt hat.




Donnerstag, 18. September 2008
Man suche sich einfach eine Kirche, gehe in den Keller und bestelle, was das Herz begehrt.
Was nun vielleicht ein bisschen nach Moder und Dunkelheit klingt, ist in Wirklichkeit sehr gemuetlich.

Einige Kirchen haben im Keller ein Cafe oder Restaurant, dem es an nichts mangelt ausser vielleicht an natuerlichem Tageslicht.

Auf Wunsch kann der Besuch eines solchen Krypta Cafes gerne in das naechste Besucherprogramm eingebaut werden.

www.theplacebelow.co.uk
www.stpauls.co.uk




Mittwoch, 10. September 2008
OesterreicherInnen, die von der Heimat wieder nach London kommen, vermissen oft ganz viele Sachen und importieren diese dann (auszugsweise von verschiedenen Personen):

- Wein
- Taschentuecher
- dunkles Brot/Hausbrot
- Gewuerze (Pizza, Brathuhn, Lebkuchen, Gluehwein, Kuemmel)
- Kuerbiskernoel
- Aspirin, Aspro, Influbene, ...
- Kaffee
- Heu
- Wettex
- Teefilter
- Kraeutersalz
- Pudding
- Germ

Bei nur 10 Kilo erlaubtem Handgepaeck erfordern diese Transporte immer wieder genaue Kalkulationen und ausserordentliches Pack-Geschick.

Wer nun an unserem Verstand zweifelt, der darf gerne das englische Pendant zum jeweiligen Produkt auf der Liste ausprobieren, wenn denn ueberhaupt erhaeltlich!




Sonntag, 10. August 2008
Jan will sein Handy zur Reparatur bringen, weil es sich nicht mehr einschalten laesst.

Tag 1: Im Handyshop bekommt man die Auskunft, dass sie das Handy nicht einschicken koennen, weil Samstag ist - bitte am Montag wiederkommen, dann gibts vielleicht auch Leihhandys.

Tag 2: Weil man den Handyshop Mitarbeitern nie ganz trauen kann, fragen wir lieber noch in einem anderen Shop nach - gleiches Ergebnis.

Tag 3: Es ist nun zwar Montag, aber das Computersystem funktioniert nicht, also wieder ab nach Hause. Einfach ein Formular ausfuellen und das Handy dort lassen waere ja zu einfach.

Tag 4: Weil Anita frei hat, bringt sie das Handy zum Shop. Schon vorab macht sich schlechte Laune breit - im Hinblick auf das zu Erwartende.
Kurzfassung des Gespraechs:
V (Verkaeufer): Kann es die Batterie sein?
A (Anita): Es ist jetzt nicht unbedingt meine Aufgabe, das herauszufinden.
V: Ich kann das Handy schon einschicken, es kann aber sein, dass es zurueckkommt mit dem Ergebnis, dass es die Batterie ist.
Nach weiteren Hinweisen faellt dem Verkaeufer ein, dass er auch hier die Batterie tauschen koennte, um das zu testen, hat aber keine, also muss die Batterie von Anitas Handy herhalten. Das Handy leuchtet kurz auf (wie schon bei "Tests" zu Hause festgestellt), macht dann aber nichts mehr.
V (triumphierend): Geht ja.
A: Mehr macht es aber nicht.
Der Verkaeufer beschliesst nun doch, das Handy einzuschicken und verspricht, anzurufen, wenn es wieder da ist.
A: Wo rufen Sie denn an?
V: Na auf der Telefonnummer hier (und zeigt die Nummer des gerade eingeschickten Handys).
A: Das ist die Nummer des Telefons, das Sie gerade einschicken.
V: Haben Sie denn kein zweites Handy von uns?
A: Nein.
V: Dann schreiben Sie mir eine Nummer auf. Und das ist die Reparatur-Bestaetigung (und reicht einen Zette herueber, auf dem Miss Jan Riepl steht)
A: Das muss Mister heissen.
V schaut nur doof.
A: Das hier muss Mister heissen, es ist Mister Jan Riepl.
V: Wollen Sie mir jetzt sagen, dass Sie ein Mister sind?
...
Der Tag ist gerettet. Wann das Handy zurueck kommt, steht in den Sternen.

Frage an alle: Ist das in Oesterreich auch so? Im Moment wollen wir uns naemlich einreden, dass dort alles viel besser ist.




Montag, 28. Juli 2008
Hühner aus Freilandhaltung sind nicht nur glücklicher und wohlschmeckender, sie werden auch gößer!

Und Chicks stehen halt mal auf gutaussehende junge Österreicher :-)



Ben&Jerry Sundae Festival




Freitag, 4. Juli 2008
Um das Ende der Fussball EM gebuehrend zu feiern, haben wir etwas ganz besonderes gemacht: wir haben uns von der oesterreichischen Botschaft zum Finale schauen einladen lassen.

Und damit fingen die Probleme auch schon an - was meint der Dresscode "casual"? Muss man beim Eingang die oesterreichische Bundeshymne zitieren koennen?

Bei der Botschaft angekommen stellt sich heraus, dass alles halb so wild ist. Wir duerfen im Gaestebuch unteschreiben, keiner fragt uns nach unserer Einladung, und die Frau Botschafter (OHNE -in) laesst sich erst mal gar nicht blicken.
Dafuer steht das Buffet mit spanischer Paella, deutschen Bratwuersten und Bier, Wein und Wasser aus Oesterreich schon bereit. Spaeter gibt es dann auch noch oesterreichische Nachspeisen.
Ach ja, und das Finale haben sie auch gezeigt, vom ORF uebertragen, angeblich hat Spanien gewonnen:-)

Beruehmte oesterreichische Persoenlichkeiten haben wir ausser Eugen (siehe Foto-Hintergrund) nicht gesehen bzw. nicht erkannt.





Dienstag, 17. Juni 2008
Nun ist tatsaechlich schon ein Jahr in London vorueber, daher wollen wir nun ein paar Highlights hervorkramen:

- 3 verschiedene Zimmer/Wohnungen in 365 Tagen

- "wichtigstes" Haushaltsgeraet - der George Forman Griller

- laengster Heimflug nach Oesterreich - Weihnachten 2007: Abfahrt von der Wohnung am 23. Dez. um ca. 10 Uhr, Ankunft zu Hause am 24. Dez. um ca. 12 Uhr

- schrecklichster Bus Londons - Nr. 207

- 19 Besucher, die bei uns das Wochenende, die Flitterwochen, ... verbracht haben

- ungewoehnlichster Fluggast nach London: Oskar, der Hase

- von allen Besuchern die meisten Fotos gemacht haben Marija und Michi, naemlich genau 665

- ungewoehnlichste Verwandlung - Jan im EM-Fieber (bis gestern)

- unsere "Gang", die uns durchs Jahr begleitet hat - Eric, Hyde, Kelso, Donna und Jackie von "That 70's Show" (das soll gleichzeitig eine DVD Empfehlung sein, aber unbedingt auf Englisch ansehen)





Layout based on the Wordpress-Theme Upstart Blogger Minim, adapted for Antville by ichichich.