Freitag, 5. Juni 2009
Voller Enthusiasmus habe ich mich zum Wahllokal aufgemacht, wie zu Hause werden dazu auch hier gerne Schulen hergenommen.

Beim Schultor hinein und um die Ecke gebogen, stand ich erst mal vor der Schulkueche. Eine nette Dame, die das an dem Tag offenbar schon mehrfach gemacht hatte, erklaerte mir den Weg und fluchte wahrscheinlich innerlich, dass das Mittagessen wohl nie fertig werden wuerde.

Endlich angekommen, musste ich meine Wahlkarte vorzeigen und meine Adresse aufsagen. Nun kann ich ja in Oesterreich behaupten, dass man mich im eigenen Ort kennt und ich dort auch gemeldet bin, aber hier? Ohne Meldepflicht und Ausweis glaubt mir jeder, dass ich ich bin, weil ich die Adresse wiederholen kann, die auf der Wahlkarte steht.

Ich versuche mir die Grundsaetze des Wahlrechts in Erinnerung zu rufen: allgemeines, gleiches, geheimes ... GEHEIMES ... in dem Moment bin ich bei meiner Wahlkabine angekommen und frage mich, wo die restlichen zwei Waende dieser "Kabine" hingekommen sind.

Der ca. 1 Meter lange, mehrfach gefaltete Wahlzettel hat nicht auf dem Tischchen Platz. Oben finden sich die "rechten", unten die "linken" Parteien - meine Gesinnung zeige ich nun damit, wie weit ich den Zettel auffalte.

Beim Hinausgehen lacht mich die Dame, die mich auch empfangen hat, mit einem Zwinkern an.
Ich glaube, ich habe richtig gewaehlt.




Sonntag, 31. Mai 2009
Worueber schreibt man, wenn man nicht weiss, worueber man schreiben soll?

Vielleicht ueber die Londoner Alltagsprobleme in der Wohnung, zB. die immer wieder kalte Dusche, die zu allem Ueberfluss nun auch noch kaputt ist und einen Morgens mit einem Schlag auf den Kopf weckt? - Hatten wir schon.

Oder vielleicht vom ersten Sonnenbrand des Jahres in Barcelona und dem kalten Windstoss bei der Rueckkehr in Heathrow? - Zu traurig, da muesste man anfangen, sich ernsthaft zu fragen, was man hier macht.

Dann vielleicht ueber das Kaninchen? - Nichts Neues zu sagen, Ostern ist ueberstanden, auch die Sommerfrische am Balkon, waehrend Gaeste da sind, scheint ihm nicht zu schaden.

Vielleicht von den ersten echten Sonnentagen in London, die tatsaechlich anhalten und nicht einmal Wind mit sich bringen? - Wuerde ja doch keiner glauben.

Dann bleibt nur noch der 30er Schock, aber da kann Jan noch nicht viel mitreden, und Anita haelt er gerade noch sprachlos.




Dienstag, 12. Mai 2009
Aufgrund der enormen Auslastung und der hohen Besucherfrequenz sehen wir uns genoetigt, ein paar Verhaltensregeln festzulegen.

Vor der Anreise
1. Keinesfalls in die Unterkunft mitgebracht werden duerfen Handtuecher, Schlafsaecke, Duschgel und Zahnpasta.

2. Unbedingt mitbringen: Ohrstoepsel gegen den Strassen- und Baustellenlaerm, Schlaf-Augenmaske gegen die Helligkeit.

Waehrend des Aufenthalts
1. Vorsicht, Hase grunzt!
Wer dem Hasen Leckereien mitbringt, hat noch die besten Chancen, ihn wohlwollend zu stimmen. Nichts desto trotz ist aber das Wohnzimmer neben Gaestezimmer auch Hasenzimmer, und ausgesperrt sein wird nicht mit Zuneigung belohnt.

2. Dusche
Sofort nach dem Einchecken muss die Dusch-Schulung 1 (Theorie) absolviert werden, die eine Einfuehrung umfasst, wie man die Dusche zum Laufen bringt. Hat man diese bestanden, folgt Dusch-Schulung 2 (Praxis), in der man verschiedenste Temperaturtests (+10 Grad bis + 40 Grad) zu ueberstehen hat. Die Wahl der Temperatur uebernimmt der launige Warmwasserspeicher. (Wir entschuldigen uns bei den Opfern S. K. und P. ?.)

3. Haustuer-Sperrstunden-Regelung
Nur wer zuletzt das Haus verlaesst, darf mit dem Schluessel abschliessen, da ansonsten die anderen Mitbewohner eingeschlossen sind. (Ein herzliches Dankeschoen and A. W. und J. A. fuer den erfolgreichen Praxistest.)

4. Geschirr-Eigentum
Da sich ein Grossteil des in der Kueche befindlichen Geschirrs im Eigentum frueherer Bewohner befindet, darf nur Geschirr aus den ausgewiesenen Schraenken verwendet werden, bis die Eigentumsverhaeltnisse geklaert sind.
Im Moment geht etwa einmal monatlich der Inhalt eines Schrankes in das Eigentum des Herrn Muellschlucker ueber.




Montag, 27. April 2009
Ein serioes gekleideter Mann kommt ins Restaurant und meint, es tue ihm sehr leid, aber er habe am Vortag vier Portionen Hummus mit Chicken fuer sich und seine Kollegen gekauft, und irgendetwas duerfte damit nicht in Ordnung gewesen sein.

Natuerlich moechte man das Problem professionell loesen, entschuldigt sich, versichert, in der Kueche nachzufragen und bietet einen Gutschein als Entschaedigung an. Schliesslich ist ein unzufriedener Kunde, der zumindest zurueck kommt noch nicht hoffnungslos verloren.

Der serioese Mann wendet daraufhin ein, er koenne leider keinen Gutschein annehmen, da es sich auch um das Geld seiner Kollegen handle, nur die Rueckerstattung des Betrages kaeme in Frage. Ausserdem habe er an die Eigentuemer eine E-Mail geschickt, die Antwort habe ihm genau diese Rueckerstattung in Aussicht gestellt.
Da aus der Kasse kein Geld genommen werden darf, ist ein Anruf bei den Eigentuemern noetig, um sich zu versichern.

Schon waehrend das Telefon nur laeutet wird aus der E-Mail des serioesen Mannes eine zwar geschriebene aber nie angekommene E-Mail, die das System zurueckgeschickt habe. Und natuerlich ist auch nach Ruecksprache mit den Eigentuemern weder die E-Mail vorhanden noch eine Rueckerstattung moeglich.

Auf das Angebot, seine Daten zu hinterlassen, um das Ganze professionell abwickeln zu koennen, will der serioese Mann nicht eingehen, er moechte die Sache am selben Tag erledigt haben, da er den Rest der Woche nicht mehr in der Stadt ist, und am Liebsten will er selbst mit den Eigentuemern sprechen.

Den Eigentuemern erzaehlt er dann von nur einem Hummus mit Chicken und Mineralwasser und einigt sich, am naechsten Tag noch einmal vorbei zu kommen, weil diese dann im Restaurant sind.

Eine Ueberpruefung der Verkaeufe vom Vortag zeigt, dass niemand genau eine Portion Hummus mit Chicken und Mineralwasser zu Mittag gekauft hat. Und der serioese Mann laesst sich auch nicht mehr blicken.

Das nennt man dann wohl Scam (zu gut deutsch: Betrug).




Montag, 13. April 2009


Wir wissen jetzt, wer die Eier wirklich legt!
Und das Foto ist auch ueberhaupt nicht gestellt, und links unten im Bild der helle Fleck ist auch ueberhaupt nicht Jan's Hand mit einem Stueck Banane, um den Hasen bei Laune zu halten.




Donnerstag, 9. April 2009
Wir muessen zwar nicht unbedingt jeden Trend mitmachen, aber in London ist es fast unmoeglich, neue Trends nicht aufzuschnappen.

Die Zeitungen meinen, in Zeiten der Finanzkrise sollte man es sich zu Hause gemuetlich machen und auch gleich noch ein schoenes "Do it yourself"-Hobby haben.

Schon sieht man so manche im Bus sitzen und, dem guten Rat folgend, mit den Nadeln klimpern.

Freunde, die bei jedem Trend von Anfang an dabei sein wollen, haben sich sogar schon ueberlegt, einen Kurs zu belegen.

Angesteckt vom allgemeinen Rummel haben auch wir uns ans Werk gemacht und ein neues Haustier kreiert - ein aeusserst ruhiger, angenehmer Zeitgenosse.


Piepmatz
Produktion: Anita
Qualitaetskontrolle: Jan
(Trend: Stricken)




Samstag, 28. März 2009
Schon wieder ist etwas in unserer Kueche kaputt.
Schon wieder muss ein Servicetechniker von British Gas vorbei kommen und versuchen, das Ganze zu reparieren.
Schon wieder verlaesst er die Wohnung, ohne etwas gemacht zu haben.
Schon wieder schuettelt jemand den Kopf ueber unsere Kueche und den gekonnten Einbau diverser Geraetschaften.

Wir fuehlen uns wie in "Und taeglich gruesst das Murmeltier".

Das einzig Neue an der Situation: der Servicemann meint (mehrmals), wir sollen unbedingt die Daumen halten, dass das warme Wasser nicht wieder ausfaellt, sonst muss ein Teil der Einbaukueche herausgerissen werden, damit man zum Warmwasserspeicher kommt.

Was koennte noch besser sein als das?
Vielleicht, dass dann besagter Warmwasserspeicher gar nicht schuld an der ganzen Misere ist.





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